Whistler Mountain. Längste und höchste Seilbahn der Welt

Reise







Seilbahnfahren ist nicht jedermanns Sache. Von der Gondel Nummer 11 im kanadischen Whistler halt sich aber sogar manch eingefleischte Gondoliere lieber fern. Schon auf den ersten Blick unterscheidet sie sich durch die silberne Lackierung von den anderen roten  Kabinen . Die Nummer 11 hat aber vor allem einen Glasboden durch den die Passagiere über 400 Meter in die Tiefe schauen können. „Das ist so ähnlich wie Helikopter-Fliegen, nur ganz leise“, sagt Jack, der als Mountain-Host Skitouren begleitet und so mehrmals täglich mit er Bahn hin und her fährt.
Mit seiner Konstruktion hat der österreichische Seilbahn-Hersteller und Weltmarktführer Dopplmayr im Austragungsort der Ski- , Bob- und Rodelwettbewerbe bei den  Olympischen Winterspiele von Vancouver die längste und höchste Gondelbahn der Welt errichtet. 4,4 Kilometer weit sind die Seile zwischen dem 2182 Meter hohen Whistler Mountain und


dem 2442 Meter  hohen Blackcomb Mountain gespannt. Damit haben die Ingenieure aus dem Vorarlberg noch zwei weitere Weltrekorde aufgestellt. Zwischen den beiden Stützpfeilern, die am weitesten auseinander stehen, liegen 3024  Meter . Und über dem Tal Fitzsimmons Creek schweben die Gondeln 436 Metern über Grund.
 Nur insgesamt vier Pfeiler stützen das ganze Bauwerk, an dem die 28 Kabinen in nur 11 Minuten von einer Bergspitze zur anderen gleiten und dabei eine Höchstgeschwindigkeit von 27 Stundenkilometern erreichen. In den Sommermonaten wird das Tempo gedrosselt, weil Wanderer und Bergsteiger mehr Wert auf die Rundumsicht legen als die Skifahrer. Für die Sicherheit der Fahrgäste wurde ein mit Radar ausgestattetes Antikollisionssystem entwickelt, das Hubschrauber und Flugzeuge rechtzeitig vor einer Kollision warnt.
Pro Stunde können mit der „Peak 2 Peak Gondula“ 4100 Fahrgäste ,2050 auf jeder Seite, über die Täler  des wohl besten kanadischen Skigebietes befördert werden. Alle 48 Sekunden steht eine Gondel für 28 Passagiere bereit.
Die Fahrgäste spüren bei dem Höhenflug in 1900 Metern über dem Meeresspiegel so gut wie keine Erschütterungen und vernehmen kaum Fahrgeräusche. Auch der Wind kann dieser Bahn wenig anhaben. Das  Höchstmaß an Komfort liegt an der so genannten ”3 S“- Konstruktion, bei der zwei Trag- und ein Zugseil verwendet werden und bei der  die Gondeln quasi wie auf Schienen rollen. Die vier Pfeiler müssen bei dieser Bauart alleine 440 Tonnen Kabel tragen, was etwa dem Gewicht von 73 ausgewachsenen afrikanischen Elefanten entspricht . Vor der Eröffnung hatten die Betreiber trotz aller Vorsichtsmaßnahmen ein ungutes Gefühl. Sie fürchteten, dass es rekordsüchtige Basejumper, also Fallschirmspringer, die sich von Gebäuden, Brücken oder Berggipfeln stürzen, für eine neu Bestleistung auf die Gondeln abgesehen haben könnten. So engagierte man kurzerhand ein Team, das diesen Rekord offiziell aufstellte.
Mit  3S hat Doppelmayr, der Weltmarktführer im Seilbahnenbau, bislang erst vier kleinere Bahnen in Europa  installiert, eine in Val d’ Isere (Frankreich, zwei in Saas Fe (Schweiz) und eine in Kitzbühel (Österreich)
Das ganze Projekt in Whistler hat rund 52 Millionen kanadische Dollar  ( ca. 32 Millionen Euro) gekostet und soll sich innerhalb von nur sieben Jahren amortisieren. Ob das zu schaffen ist , bleibt jedoch ungewiss, denn der Touristenstrom ist im Zuge der Wirtschaftskrise in den Skigebieten British Columbias um fast 20 Prozent zurückgegangen.
Walter Hasselbring (Text + Fotos)

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