ZERTIFIZIERUNG:
Kunststoff-Rodeln ziehen. Die Prüfingenieure hatten in der vergangenen Woche sechs Modelle unterschiedlicher Formen und Preisklassen ins Visier genommen und ihre Qualität bewertet. Nur zwei der getesteten Winter-Spielzeuge konnten die Tests ohne Mängel überstehen.
Es knallt und scheppert, wenn Timo Stevermüer ans Werk geht. Der Ingenieur von TÜV NORD geht mit seinem Prüfgegenstand nicht zimperlich um: Fünf mal lässt er den vereisten Schlitten im Kältetest aus einem Meter Höhe auf den Betonboden der Prüfhalle fallen – natürlich immer auf die empfindlichen Kanten. „So ein Schlitten muss robust sein. Abplatzen oder einreißen darf nichts. Schließlich soll er mehrere Jahre halten und auch bei weniger pfleglichem Umgang nicht zur Gefahr werden.“
Frostige Zeiten brechen an
Für die fünf anderen Modelle geht es jetzt um die dynamische Festigkeit. Simuliert wird die Haltbarkeit des Materials bei rasanten Fahrten über Buckel oder andere Unebenheiten. Mindestens acht Stunden werden die Schlitten dazu in der Kältekammer bei Minus 25 Grad Celsius gelagert, denn gerade Kunststoff verliert bei Frost an Elastizität. Um den Produktprüfern die Fahrt über die Piste zu ersparen, wird die „Tiefkühlware“ im Labor belastet: Mit dem Lastkran wird ein maximal 90 Kilogramm schwerer Sandsack in die Höhe gezogen. Um den Anforderungen des TÜV zu genügen, muss der Schlitten das vom Hersteller angegebene Maximalgewicht aus einem halben Meter Höhe abfangen, ohne zu brechen. Zwei Modelle zerreisst es bei dieser Prüfung. Stevermüer: „Bei einem Modell hat sich ein langer Riss an der Sitzfläche gebildet. Der macht den Schlitten instabil, außerdem kann man sich an dem Riss die Finger quetschen oder schneiden. Das andere Modell hat sich beim Test so verformt, dass es sich nicht mehr gut rodeln lässt.“ Auch das gibt Abzüge in der Bewertung.
Absender unbekannt
Preis und Prüfzeichen
Die anderen Modelle sind nur eingeschränkt empfehlenswert. Der Prüfingenieur von TÜV NORD rät, die Finger von den sehr billigen Schlitten zu lassen: „Wer nur zehn Euro ausgibt, kann keine Qualität erwarten. Das hat unser Test gezeigt.“
Der Experte rät, auf Prüfzeichen zu achten. „Man sieht dem Schlitten seine Qualität nicht immer sofort an. Deshalb ist es gut zu wissen, dass ein Modell von einem unabhängigen Prüfinstitut unter die Lupe genommen wurde“, so Stevermüer. Ideal ist nach Aussage des Prüfers ein „GS-Zeichen“. Es steht für Geprüfte Sicherheit und zeigt, dass der Schlitten die Anforderungen des Produktsicherheitsgesetzes erfüllt.
Gesetzlich vorgeschrieben und unbedingt vorhanden sein sollte eine CE-Kennzeichnung. Mit diesem Zeichen bescheinigt der Hersteller, dass der Schlitten die Mindestanforderungen an die Sicherheit von Spielgeräten erfüllt – so wie die EU-Richtlinien dies erfordern. „Wenn weder auf dem Schlitten noch auf der Verpackung das CE-Zeichen zu finden sind, sollte man das Gerät nicht kaufen“, so das Fazit von Timo Stevermüer.